Alpenrand in Römerhand
Mit dem Eroberungsfeldzug der kaiserlichen Söhne Tiberius und Drusus im Sommer des Jahres 15 v. Chr. begann die über 400 Jahre währende Herrschaft der Römer über das Alpenvorland. Schon bald nach der Okkupation kam es zur Gründung der Provinz Raetia et Vindelicia, mit der nun auch das Alpenvorland Teil des römischen Imperiums war.
Zu den frühesten, bereits im 1. Jahrzehnt v. Chr. errichteten Militärstandorten gehört der Lorenzberg bei Epfach. Neben der militärischen Sicherung übernahmen die Soldaten auch logistische Aufgaben wie den Ausbau des Wegenetzes. Straßen waren als Aufmarsch- und Nachschubrouten für das Militär, aber auch für die zivile Aufsiedlung des Landes von eminenter Bedeutung. Die Hauptverkehrsader Rätiens, die Via Claudia Augusta, war eine der wichtigsten Verbindungen von Oberitalien in die Provinzen nördlich der Alpen.
Die im 2. Jahrzehnt n. Chr. auf dem Auerberg gegründete Siedlung hingegen besaß keinen rein militärischen, sondern eher einen stadtähnlichen Charakter. Die zivile Erschließung des Landes, die im Verlauf der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. richtig in Gang kam, ließ ein Siedlungsbild entstehen, das vor allem ländlich geprägt war. Aus den frühen Militärposten entstanden Städte – so in Augsburg – oder, wie in Abodiacum/Epfach, Siedlungen mit Mittelpunktfunktion, so genannte vici. Diese verdankten ihre Bedeutung nicht zuletzt der Lage an wichtigen Verkehrsknotenpunkten. Der Standardtyp der ländlichen Siedlung hingegen war die villa rustica, ein auf Selbstversorgung angelegter landwirtschaftlicher Betrieb, der mit seinen Überschüssen auch zur Versorgung des Heeres beitrug. Anlagen wie die villae rusticae von Peiting, Kohlhunden und Schwangau mit ihrer beachtlichen qualitativen Ausstattung veranschaulichen die Blüte des römischen Gemeinwesens im 2. und frühen 3. Jahrhundert n. Chr. in besonderer Weise.
Während die villae vielerorts, wenn auch nicht überall, den kriegerischen Wirren des 3. und 4. Jahrhunderts zum Opfer fielen, konnten sich Städte und vici wie Augsburg und Epfach behaupten. Dort gibt es eine Siedlungskontinuität bis in unsere heutige Zeit. Ehemalige Römerorte wie Altenstadt erlebten, wie die bedeutende Basilika St. Michael zeigt, im Mittelalter eine erneute Blüte.
Das Projekt wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)